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Indie Radar Ruhr I Konzerte

LOKI_Press4 (c) FrancaHengstermann

LOKI

Als erstes ist da ein Synthie. Leise, langsam pumpt er sich hoch, wie der Herzschlag im Sprint auf dem Weg zum Absprung. Dann plötzlich: Gitarre, Drums, Bass. Ganz viele Emotionen, die zusammenfließen, zusammengeklebt werden, durch diesen Gesang, zurückhaltend und doch bestimmt. Zart aber zugleich rau und verzerrt. Er erzählt lebhafte Geschichten, von nie auserzählten Gefühlen: Einsamkeit, Verlorenheit und – natürlich – Liebe.

Wenn LOKI eins können, dann Songs über offene Wunden kleben, Musik als Pflaster, große Melodien als kleiner Trost. Das wird schon im Refrain des Debüts „The Girl With No Eyes“ klar, wenn Sänger Marc Grünhäuser singt: „Oh she was standing there/ blindfolded on the eye/ oh she was standing there/ and it was love the first sight“. Allein auf Spotify kommt der Song auf bald eine Million Streams. „Zurecht“, möchte man rufen! Denn obwohl LOKI noch als Newcomer gelten, klingt das alles schon so schlau, so reif, so völlig ohne jegliches Apropos. In den letzten vier Jahren ist viel passiert: Die drei EPs „The Tales of Antheon the Rabbit“, „Intimacy“ und „Cycles“ haben LOKI Vergleiche zu Künstlern wie Bon Iver oder Apparat eingebracht. Mit einer Auszeichnung beim popNRW-Preis 2020 im Gepäck wurde aus LOKI eine achtköpfige Band: Mit Streichern, Blasinstrumenten und mehrstimmigem Gesang. Es folgten Auftritte bei der c/o Pop, dem Reeperbahn-Festival und zwei eigene Deutschland-Tourneen.

Nun soll 2023 die vierte EP erscheinen. Sechs Tracks, die wie ein Pendel schlagen zwischen Tanz und Herzschmerz, zwischen Folk und elektronischem Sound, zwischen Fleetwood Mac und Ben Howard. Treibende Rhythmen schieben sich über Klangflächen, lösen sich auf in Refrains, die an Bruce Springsteen in seiner besten Zeit erinnern, eingängig und voller echter Empfindungen zugleich. Das ist groß. Man will weinen, in der nächsten Sekunde sich bewegen. Und vor allem will man nicht mehr aufhören, diese Band zu hören.

Text: Jonah Lemm